„Bei uns gibt es keine vorgeschriebenen Urlaubstage – jeder entscheidet selbst“

Eine Aussage, welche sich paradiesisch liest. Einfach so viel bezahlten Urlaub im Jahr nehmen, wie jeder möchte. Doch wie sieht dieses neue Konzept in der Praxis tatsächlich aus? Birgt es wirklich nur Vorteile? Theoretisch scheint es das Paradies auf Erden zu sein, doch in der Praxis tun sich Tücken auf.

Die Unternehmen im Wandel

Seit wenigen Jahren kursiert ein neues Urlaubsmodell in innovativen und modernen Unternehmen. Die Mitarbeiter erhalten mehr Eigenverantwortung, die Vorgaben werden minimiert und die Gehälter werden transparenter. Die Hierarchien sind plötzlich flach und eine Stempeluhr sowie feste Arbeitszeiten gibt es schon länger nicht mehr. Es wird konsequent auf Eigenverantwortung gesetzt.

Gerade neue Unternehmer möchte es anders machen. All die strikten Gepflogenheiten im Unternehmen, welche den Arbeitsalltag so beschwerlich machten, sollten aus dem Weg geräumt werden. Die Mitarbeiter sollen das Schiff gemeinsam in den Hafen schippern. Nach dem Motto, wir sitzen alle gemeinsam in einem Boot auf dem Wege zum Unternehmenserfolg. Die Betriebe werben neue Mitarbeiter mit unbegrenztem Urlaub bei vollem Lohnausgleich an.

Im Jahre 2018 warben schon 130 Arbeitgeber mit unbegrenzten Urlaubstagen. Noch ein Jahr zuvor war es gerade die Hälfte. In USA läuft das Urlaubsprojekt schon seit Jahren. Doch die ersten Unternehmen wenden sich von dem Projekt wieder ab. Die Mitarbeiter nahmen teils keinen Urlaub mehr. Hierzulande sieht es durchaus nicht anders aus. Die Mitarbeiter trauen sich nicht, für sich ihren Urlaub zu beanspruchen. Die Frage wird unweigerlich in den Raum geworfen: Wie viele Tage stehen mir eigentlich wirklich zu?

Deutschland und sein Bundesurlaubsgesetz

Ganz so einfach ist es in unserer Republik dann doch nicht. Das Bundesurlaubsgesetz regelt den bezahlten Urlaub im Land. So stehen dem Arbeitnehmer mindestens 24 Urlaubstage bei einer 5-Tage-Woche im Jahr zur Verfügung. Damit ist wiederum der Arbeitgeber dazu verpflichtet, zu schauen, dass seine Mitarbeiter die Mindestanzahl an Urlaubstagen nehmen.

Die Unternehmerseite wurde befragt, wie es sich verhält, wenn ein Mitarbeiter 39 Tage Urlaub im Jahr nehmen möchte. Die Antwort war eindeutig. Über diesen Wunsch wird diskutiert. Problematisch wäre mehr Urlaub in diversen Sektoren. Im direkten Kundenkontakt wären 39 Tage oder mehr schwierig. Bei saisonalen ruhigen Zeiten wiederum ein paar Urlaubstage mehr kein Problem. Unterm Strich lässt sich heraushören, dass unter Umständen die Urlaubstage mehr lediglich das Abfeiern der Überstunden mit sich ziehen würde. Ein Modell, durchaus mit mehr Schatten als Licht.

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